Persien

Autor/en: Hervé Beaumont, Suzanne Held
Verlag: Hirmer Verlag
Erschienen: München 2000
Seiten: 256
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: DM 148.–
ISBN: 3-7774-8530-6
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Persien: Aufgrund seiner Lage zwischen Orient und Okzident wäre dieses Land weit besser als das ferne China prädestiniert, als das faszinierende „Reich der Mitte“ bezeichnet zu werden. Seit prähistorischen Zeiten ein Ort der Begegnung zahlreicher Völkerschaften, ein Schmelztiegel von Kulturen aus allen Weltgegenden, eine der umkämpftesten Regionen dieser Welt, Schauplatz großer Eroberungen, ist das persische Hochland eine vom Atem der Geschichte durchpulste ferne und märchenhafte Welt. Trost- und endlose Sand- und Salzwüsten wechseln mit blütenreichen Hochtälern und fruchtbaren Oasen. Lebendige Städte mit einzigartigen Bauten, Palästen und Moscheen, grandiose Ruinen und für die Ewigkeit angelegte Gräber einstiger Herrscher künden von einer wechselvollen, aber stets von Superlativen geprägten Geschichte. Von der ersten Besiedelung Persiens durch Jäger und Nomaden in prähistorischer Zeit bis zur Islamischen Revolution der Jahre 1978/79 hat kaum eine Weltregion einen solchen Wechsel von Herrschern, Religionen und Kulturen erlebt wie dieses Land. Achämeniden, Griechen, Araber, Seldschuken und Mongolen – um nur die wichtigsten zu nennen – lösten einander ab und schrieben die Geschichte Persiens, die 3 Jahrtausende umfaßt. Erstaunlich und nur durch die Lage als „Reich der Mitte“, ist zu erklären, daß dieses Land all die fremden Einflüsse und Kulturen assimilierte und zu einer spezifisch persischen Kunst und Kultur formte. Hervé Beaumont, Konservator am Musée Guimet als Textverfasser und Suzanne Held, Kunsthistorikerin und Archäologin und einfühlsame Fotografin, versuchen nicht das schier Unmögliche, persische Kunst und Kultur insgesamt vorzustellen, sondern sie setzen bewußt Schwerpunkte. Die Achämeniden und die Safawiden, Persepolis und Isfahan, Darius und Shah Abbas, Ahura Mazda und Allah, über 2000 Jahre liegen zwischen diesen glanzvollen Höhepunkten in der Geschichte Persiens, und beide dokumentieren sich in einer einzigartigen Baukunst. Architektur als Staatskunst hier wie dort, Stadtplanung als Ausdruck von Macht und göttlicher Herrschaft, unübersehbare Gemeinsamkeiten und doch gänzlich verschiedene Welten. Die Monumentaltreppe des Apadana in Persepolis mit ihren ikonographischen Reliefs, die Prozession der Völkerschaften des achämenidischen Reiches, die dem König der Könige ihre schönsten Geschenke bringt, ist ideologisch ausgerichtete Kunst zur Verherrlichung des Königs. Der Meidan-i-Shah in Isfahan hingegen, einer der schönsten und mit 500 m Länge und 170 m Breite auch einer der kühnsten Plätze der Welt, an dessen Peripherie königliche Prachtbauten, Moscheen und Eingangsportale zum Bazar denselben Stellenwert besitzen, erscheint als ein Geschenk des Monarchen für sein Volk, ein Platz der Freude und Begegnung, eine Stätte von Spiel und Sport, ein Ort von Handel und Wandel. Neben diesen Schwerpunkten wird in Text und Bild Persien in vielen Facetten vorgestellt, etwa mit einem Gang durch die Geschichte, einem Essay über Einfluß und Bedeutung des Islam, mit Bildern aus Shiraz als der Stadt der Rosen und Dichter, Bildern aus Kirman, Nishapur oder von der wenig bekannte Festung von Bam, einer eindrucksvollen mittelalterlichen Handelsstadt in der brennenden Wüstenhitze im äußersten Osten Persiens. Ein beeindruckendes, in Text und Bild ausgewogenes Buch über Persien. (- mb -)

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