Rosen und Nachtigallen – Die 100-jährige Iran-Sammlung des Leipzigers Philipp Walter Schulz

Autor/en: Lothar Stein (Hrsg)
Verlag: Museum für Völkerkunde
Erschienen: Leipzig 2000
Seiten: 184
Ausgabe: fester Einband mit Schutzumschlag
ISBN: 3-910031-26-9
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Im Jahre 1900 erregte im Leipziger Grassimuseum eine Ausstellung persischen Kunsthandwerks große Aufmerksamkeit. Nach genau 100 Jahren wurde im Herbst 2000 die Sammlung Schulz, diesmal begleitet von einem kleinen Katalog, erneut im Grassimuseum der Öffentlichkeit vorgestellt. Ausstellung und Katalog zeigen hervorragende Beispiele traditioneller persischer Handwerkskunst aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Es sind Gegenstände aus allen kunsthandwerklichen Bereichen, qualitätvolle Metallarbeiten aus safawidischer Zeit, Lackmalereien auf Papiermaché, Keramik, Holzarbeiten, Textilien und Werke der Miniatur- und Buchkunst, ergänzt um ethnologische Objekte aus dem Bereich der Religion und der Mythen. Fotos aus dem späten 19. Jahrhundert, als die Sammlung enstand, stehen Aufnahmen aus dem Iran von heute gegenüber. Vor allem aber ist der Katalog eine überaus lesenswerte Hommage an den Sammler. Philipp Walter Schulz (1864 – 1920) kann man als den Idealtyp des Privatgelehrten bezeichnen. Er wurde in eine bekannte und kunstsinnige Leipziger Bankiersfamilie hineingeboren. Dieser großbürgerliche Hintergrund, eine fundierte Bildung, finanzielle Sicherheit und der selbstverständliche Umgang mit Kunst und Kunsthandwerk prägten seine Entwicklung und sein Leben. Nach einer juristischen Ausbildung setzte er seine Studien in verschiedenen orientalistischen Fächern fort und befaßte sich vor allem mit persischer Sprache und Literatur. Die zweijährige Reise nach Persien (1898 und 1899), wo er in den Basaren von Isphahan, Teheran, Schiras und Keschan den größten Teil der Sammlung erwerben konnte, war dann wohl die Erfüllung seiner Träume. Zwei Jahrzehnte wissenschaftlicher Betätigung mit persischer Kunst und Kultur, mit islamischer Buchkunst, mit dem Aufbau einer bedeutenden Fachbibliothek und mit Kontakten zu bekannten Islamisten folgten. Übersetzungen persischer Literatur, ein bedeutendes Werk über islamische Miniaturen und die Verarbeitung der persischen Erlebnisse in literarischer Form in dem Fünfakter „Der Schah und seine Tänzerin“ sind weitere Zeugnisse seines Schaffens. Philipp Walter Schulz als Mäzen ist es zu danken, daß seine umfangreiche Sammlung (knapp 1500 Objekte) bis auf wenige kriegsbedingte Verluste bis heute fortwirken kann. (- mb -)

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