The Crusades – Islamic Perspectives

Autor/en: Carole Hillenbrand
Verlag: Edinburgh University Press Ltd.
Erschienen: Edinburgh 1999
Seiten: 648
Ausgabe: broschiert
Preis: 29.95 engl.Pfund (Gebunden 80.– engl. Pfund)
ISBN: 0-7486-0630-0 (Gebunden ISBN 0-7486-0905.9)
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Es wäre ungerecht, die Wirkung der Kreuzzüge auf den Gebrauch von orientalischen Teppichen und Gewürzen in europäischen Haushalten zu beschränken. Unübersehbar ist die nachhaltige Wirkung des Zusammenstoßes der christlichen und der islamischen Welt in den ersten Jahrhunderten des zweiten Jahrtausends. Die Handelsbeziehungen wurden gefestigt, orientalisches Geistesgut wurde im Abendland bekannt und arabische Wissenschaft und Philosophie drangen allmählich auch in die gelehrte europäische Welt vor. Dennoch ist die Wirkung der Kreuzzüge und der Kreuzfahrer auf die islamisch arabische Welt ungleich größer – aber bis heute im Westen wenig bekannt und kaum beschrieben. Das hat sich nun, 900 Jahre nach der Eroberung Jerusalems durch Gottfried von Bouillon, geändert. „Die Kreuzzüge aus Islamischer Sicht“ ist ein grundlegendes Werk und ein sorgfältiger Führer zu bisher unbekanntem und zu nicht übersetztem Quellenmaterial, eine Untersuchung über den Einfluß der Kreuzzüge auf die mittelalterliche islamische Welt und seine Fortwirkung bis zum heutigen Tage. Von der Eroberung des „Heiligen Grabes“ bis zum Fall der letzen Bastion Akka im Jahre 1291 liegen beinahe 200 Jahre westlicher Präsenz im Herzen arabischen Territoriums, die die muslimische Welt militärisch, psychologisch und kulturell verletzten aber zugleich prägten. Dabei war es weniger der unmittelbare Einfluß der in sich oft zerstrittenen und moralisch wie geistig wenig bemerkenswerten Fürsten der Kreuzfahrerstaaten sondern das Aufeinandertreffen gänzlich verschiedener Ideen, Waren und Menschen, das Zusammenleben von Moslems und Christen in einem gegebenen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Rahmen. So ist etwa die Bedeutung der „jihat“, des heiligen Krieges auch im heutigen Islam nicht zu verstehen ohne Würdigung der allmählichen Rückeroberung des Heiligen Landes und die schließliche Vertreibung der Kreuzritter. Das Buch ist damit ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Beziehungen zwischen Ost und West und es hilft, Ereignisse besser zu verstehen, die ihren Schatten bis in die Jetztzeit werfen. Das reiche Abbildungsmaterial, etwa 500 Illustrationen vorwiegend mit mittelalterlicher islamischer Kunst, und der lebendige Stil von Carole Hillenbrand, wissenschaftlich und doch nicht langweilig, verständlich und nicht lehrhaft, tun ein übriges für ein exzellentes Lesevergnügen. (- mb -)

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