Un jardín encantado – Arte islámico en la Colección Calouste Gulbenkian

Autor/en:
Verlag: Exposición y Catálogo: Fundación Santander Central Hispano
Erschienen: Santander 2001
Seiten: 166
Ausgabe: broschiert
ISBN: 84-89913-24-2
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Calouste Sarkis Gulbenkian wurde 1869 als Sohn armenischer Eltern in Skutari, dem heutigen Üsküdar, geboren und machte ein Vermögen – man sprach von einem der größten der Welt – mit Erdöl. Das allein ist schon bemerkenswert, doch war Calouste Gulbenkian auch ein begnadeter Sammler, ein Sammler, der zu einem sehr frühen Zeitpunkt mit Kennerschaft, hohem Qualitätsgefühl und einem unbestechlichem Auge Kunst und Kunsthandwerk sammelte. Einen Schwerpunkt seiner Sammlungen, die bei seinem Tod im Jahr 1955 aus mehr als 6.000 ausgesuchten Stücken bestanden, bildet die europäische Kunst, Bilder, Tapisserien, Möbel, Manuskripte und Kunsthandwerk. Die wahre Liebe des Sammlers aber galt stets der islamischen Kunst. Seine Sammlung islamischer Kunst, heute mit allen anderen Kunstschätzen in der Gulbenkian Stiftung in Lissabon verwahrt, ist eine der weltweit bedeutendsten, vollständigsten und qualitätvollsten Sammlungen dieser Art und – in einem großartigen Museum – einer der Hauptanziehungspunkte der portugisischen Hauptstadt. In Santander an der Nordküste Spaniens war im Jahre 2001 eine Ausstellung von 65 Höhepunkten aus der Sammlung Gulbenkian zu sehen, ausgesucht aus den Bereichen islamische Keramik und Buchkunst, Teppiche und Textilien. Der zu dieser Ausstellung erschienene Katalog ist für jeden Liebhaber und Sammler islamischer Kunst wegen der hohen Qualität der gezeigten Objekte eine unbedingt lohnende Erwerbung. Unter die 23 Keramiken allerdings, vor allem hinreißende Stücke aus Iznik, Teller, Krüge und Fliesen, hat sich eine gläserne Moscheeampel aus dem 14. Jahrhundert, hergestellt in Syrien oder Ägypten, verirrt, eine Themenverfehlung, die man gewiß nicht bedauert. 13 Objekte führen dann die Kunst des Buches vor, Miniaturen, Kalligraphie und prachtvolle Einbände. 6 klassische Teppiche (Persien, Indien und Kaukasus) und 23 Meisterwerke früher Textilkunst, persische Seiden und Gewebe aus den Manufakturen von Istanbul und Bursa, allesamt in vorzüglicher Erhaltung, vollenden den Reigen. Die Einleitung portraitiert den Sammler und zeigt Bilder aus seiner Pariser Wohnung, in der er sich mit den besten Stücken umgeben hat. Im Rahmen eines Essays von John Carswell über die islamische Kunst sind weitere highlights der Sammlung zu sehen, etwa der berühmte weiße Jade-Krug mit Drachenhenkel für Ulugh Beg (14. Jh) oder ein in der Literatur weithin unbekannter aber umso faszinierenderer Teppich: Die ungewöhnlich breite Bordüre des kleinen (236 x 93 cm) Teppichs zeigt ein klassisches Groteskenmuster auf rotem Grund. Diagonal in den vier Ecken platziert halten geflügelte Wesen, Engel oder Genien, die an entsprechende Darstellungen in der Bordüre des Wiener Jagdteppichs erinnern, Kartuschen mit Inschriften auf braunem Grund. Auch das schmale lange Innenfeld, kaum 20 cm breit, zeigt auf braunem Untergrund wiederum eine in ein zartes, grünrankiges Groteskenmuster verwobene Inschrift. Täbris (?), 16. Jahrhundert, kann man lesen, womit das Geheimnis um diesen interessanten Teppich nur gerade angedeutet ist. (- mb -)

Print Friendly, PDF & Email