Atlas der Textilien – Ein Führer durch die Welt der traditionellen Textilien

Autor/en: John Gillow, Brian Sentance
Verlag: Verlag Paul Haupt
Erschienen: Bern Stuttgart Wien 1999
Seiten: 240
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: DM 98.–
ISBN: 3-258-06040-1
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
Der Titel dieses Buches läßt eine geographische Ordnung vermuten, doch weit gefehlt. Ausgehend von den verwendeten Materialen – auch Leder, Filz und Bast sind nicht vergessen – werden Textilien nach der Art ihrer Herstellung vorgestellt. Den Techniken ohne Webstuhl folgt das breite Feld verschiedener Webtechniken, von der einfachen Taftbindung bis zu komplizierten musterbildenden Geweben, Samten und Brokaten. Ein Kapitel ist den Farbstoffen gewidmet und hier finden wir vor allem die verschiedenen Reservetechniken von Plangi bis Ikat beschrieben. Dem Beitrag über genähte Textilien, Quilts und Patchwork-Arbeiten, schließt sich das umfangreiche Kapitel über Stickerei an, und das Buch endet mit Textilien, die mit Federn, Spiegeln, Perlen und allerlei ungewöhnlichen Objekten verziert sind. Dieses Ordnungsprinzip ist es, das das Buch so außergewöhnlich interessant macht, daß man es immer wieder zur Hand nimmt, um auf Entdekungsreise zu gehen. Es wird anschaulich, wie weit voneinander entfernte Kulturen ähnliche Lösungen in Technik, Gestaltung und Design gefunden haben, und es stellt sich die alte Frage, ob dies Beweise für frühe, unbekannte Handelswege und Reisen sind, oder ob diese Parallelen die Theorie belegen, daß die Völker über ein kollektives Unterbewußtsein verfügen. Das Nebeneinander eines „tensife“ aus Morokko und eines „pulkhari“ aus dem indischen Pundschab (Plattstich), die Gegenüberstellung bedruckter Textilien aus Gujarat, Ghana und Bhutan oder typische Beispiele von Schlitzweberei aus der ganzen Welt, ein Kesi aus China, ein koptisches Fragment aus Ägypten und ein Baumwolltuch oder „pis“ von den philippinischen Sulu-Inselns sollen hier als Beispiele für viele aufregende Streifzüge durch die Welt der Textilien stehen. 700 sorgfältig gedruckte Abbildungen, darunter historische Aufnahmen und, wo erforderlich, erklärende Zeichnungen, sorgen dafür, daß der Leser viele solcher Reisen unternehmen kann. (- mb -)

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