Colours of the Indus – Costume and Textiles of Pakistan

Autor/en: Nasreen Askari, Rosemary Crill
Verlag: Merrell Holberton – Victoria & Alber Museum
Erschienen: London 1997
Seiten: 144
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 29.95 engl.Pfund
Kommentar: Michael Buddeberg, April 1998

Besprechung:
Pakistan, das Wort und der so bezeichnete Staat, sind aus den politischen Gegebenheiten des 20. Jahrhunderts entstandene Kunstgebilde. Eine textile Tradition Pakistans kann es somit im Wortsinne gar nicht geben und es tut not, den geographischen und ethnischen Grundlagen dieser Region nachzuspüren, um die Vielfalt der Traditionen zu verstehen. Die Islamische Republik Pakistan, einst der westlichste Teil des großindischen Reiches, dann bis 1947 Teil von Britisch-Indien, umfaßt im Norden Teile der Gebirgsketten des Himalaya, des Karakorum und des Hindukusch. In den Hochtälern der Flüsse Gilgit, Hunza und Swat und vieler anderer und in der teils zu Indien gehörenden Region Kaschmir leben Bergvölker, die mit den Menschen des indischen Tieflandes wenig Gemeinsamkeiten haben. Die Bevölkerung von Beludschistan, der westlichen Provinz Pakistans, ebenfalls untergliedert in Dutzende von Stämmen, hat ihre historischen und kulturellen Wurzeln mehr im angrenzenden Persien und in Afghanistan als in Indien. Das indische Stammland, die Provinzen Sindh und Pundschab, ist ethnisch und geographisch geprägt vom Gegensatz der fruchtbaren Schwemmebenen des Indus und seiner Nebenflüsse und den Trockenwüsten Thar und Thal. Die außergewöhnliche Vielfalt der Textilien dieser Region hat ihre Ursache aber nicht nur in diesen ethnischen und geographischen Besonderheiten sondern auch in der Geschichte. Das heutige Pakistan war historisch stets eine Region in der aufgrund ihrer geographischen Situation Einflüsse aus Europa, Persien, Türkei, Afghanistan, Zentralasien und China auf die Traditionen Indiens und Südostasiens trafen. Und dort, im Tal des Indus, ist wohl auch zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit Baumwolle kultiviert worden, wurden Baumwollstoffe mit Pflanzenfarben gefärbt. Dieser Vorspann macht deutlich, daß in dem vorgestellten Ausstellungsbuch trotz der 200 abgebildeten Stücke aus dem Victoria & Albert und weiteren Museen und Privatsammlungen aus Pakistan, Japan und England nur ein knapper Überblick über den Reichtum der Textilien dieser Region gegeben werden kann; ein Überblick aber, der in der Bandbreite der Materialen von Baumwolle bis zur Seide, der textilen Techniken von der Stickerei bis zum Modeldruck und dem Kaleidoskop von Mustern eindrucksvoll die textilen Traditionen belegt. Weitere 60 Bilder von Menschen in ihren traditionellen Trachten, beim Weben und Sticken, bei der Arbeit und auf der Wanderung, berichten davon, daß diese Traditionen auch heute noch lebendig sind. Die Ausstellung, bis März 1998 im Victoria & Albert, wandert anschließend nach Birmingham und Glasgow. Das Buch ist eine wichtige Empfehlung für den Bücherschrank des Textilfreundes.

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