Zardozi – Glittering Gold Embroidery

Autor/en: Charu Smita Gupta
Verlag: Abhinav Publications
Erschienen: Delhi 1996
Seiten: 224
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 2100 ind.Rupien
ISBN: 81-7017-319-1
Kommentar: Michael Buddeberg, Juli 1999

Besprechung:
Zardozi ist zugleich die Bezeichnung für eine handwerkliche Technik, die Stickerei mit Gold- und Silberfaden, und für die Handwerker, die dieses Kunsthandwerk in Indien seit vielen Jahrhunderten ausüben. Das Buch Zardozi ist eine sorgfältige, auf mehrjähriger Feldarbeit beruhende historische, anthropologische und kunstwissenschaftliche Studie auf hohem Niveau. Die Verwendung von Gold bei der Dekoration von Stoffen geht wohl auf die Zeit zurück da Stoffe die bloße Funktion, den Menschen vor dem Klima zu schützen, verloren und Gegenstand von Verzierung und Kunsthandwerk wurden und damit Ausdruck von Wohlhabenheit, Macht und Rang. Der Beginn dieses Handwerks verliert sich daher im Dunkel der indischen Frühgeschichte und es steht stattdessen eine Legende am Anfang: Ein Moskito verirrte sich in den Kopf des Königs und verursachte unerträgliche Pein. Nichts half, doch schließlich hatte der Hofarzt den Traum, daß ein Schlag mit einem Schuh auf den Kopf des Königs den Schmerz besiegen würde. Ein kostbarer Schuh, verziert mit Gold und Silber, wurde gemacht und das Ganze funktionierte vortrefflich. So lernte der König dieses Kunsthandwerk kennen und wurde zu seinem Förderer. Künftige Generationen von Königen und Fürsten folgten. Der Gebrauch goldverzierter Kleidung durch indische Edle ist nachweisbar schon durch das Epos Mahabharata, durch Skulpturen der Ghupta-Zeit und auf den berühmten Wandmalereien von Ajanta. Er ist bekannt aus der Zeit der Sultanate als kostare Gold- und Silberstickerei auf Roben, Sätteln und auf Leder. Das Handwerk erreicht dann einen Höhepunkt in der Zeit der ersten Mogul-Kaiser, vor allem unter Schah Jahan, und später an den Fürstenhöfen der Rajputen. Die britische Herrschaft im 19. Jahrhundert brachte einschneidende Änderungen. Die königliche Unterstützung des Hand­werks brach zusammen und der frühere Kundenkreis wurde ersetzt durch reiche Verwaltungsbeam­te, Händler und durch Exportmärkte. Das Handwerk wandelte sich von der Hofkunst zu städtischen Strukturen. Die Gilde der Zardozi hat sich jeder politischen Strömung angepaßt und sie ist bis heute im alten Delhi, in Shajahanabad, lebendig. Die Studie widmet sich natürlich nicht nur der historischen Entwicklung des Handwerks, son­dern auch den Mustern und Moti­ven, den vielfältigen Anwendungs­bereichen und den technischen De­tails. Sie ist opulent illustriert mit Belegen aus der indischen Malerei, vor allem aber mit Stücken aus dem Victoria & Albert Museum in Lon­don, das über den weltweit reich­sten Bestand verfügt, mit Stücken aus dem Calico-Museum in Ahmedabad und aus vielen anderen indi­schen Museen. Auch die Gegenwart, die soziale Situation der Zardozi in Shajahanabad, ist in Text und Bild dokumentiert. Ein schönes und wichtiges Buch über ein Randthema der Textilkunst.

Print Friendly, PDF & Email