Ägypten – Schätze aus dem Wüstensand – Kunst und Kultur der Christen am Nil

Autor/en: SMPK (Hrsg)
Verlag: Gustav Lübcke Museum, Dr. L. Reichert Verlag
Erschienen: Hamm – Wiesbaden 1996
Ausgabe: Hardbound
Preis: DM 98.–
Kommentar: Michael Buddeberg, Oktober 1996

Besprechung:
Zur Ausstellung, die nach Hamm auch noch in Mainz (24.11.96 – 23.02.97), München (Sommer 1996) und Schallaburg (Sommer 1997) zu sehen sein wird, erschien ein ausgezeichneter Katalog. Er wird hier vorgestellt nicht wegen der Papyri, Elfenbein-, Holz- und Steinplastiken oder Buchmalereien sondern wegen seiner bedeutenden koptischen Textilien, die etwa ein Drittel der gesamten Exponate ausmachen. Die klimatischen Verhältnisse in Ägypten und Nubien, die Trockenheit des Landes haben bewirkt, daß sich dort vergängliche Materialien wie Holz, Papyrus, vor allem aber auch gewebte und gewirkte Textilien in großer Menge erhalten haben. Unvollkommen und problematisch war bisher oft die wissenschaftliche Aufarbeitung, handelte es sich doch meist um Funde von Bauern und Laien, da sich die frühe Archäologie in Ägypten bevorzugt den Pharaonengräbern zuwandte. Das hat sich inzwischen geändert und so lassen die wissenschaftlichen Anmerkungen zu den Textilien kaum Fragen offen. Was gezeigt wird, gehört zum Besten, denn es handelt sich überwiegend um die erste Garnitur aus dem Berliner Museum für Spätantike und Byzantinische Kunst, das eine der bedeutendsten europäischen Sammlungen koptischer Kunst besitzt. Ergänzt ist diese Auswahl mit prachtvollen Exponaten aus der Eremitage/St.Petersburg, dem Louvre-Museum/Paris oder dem Victoria and Albert/London, um nur die wichtigsten Leihgeber zu nennen. Textilien der Kopten, der christlichen Nachfahren der altägyptischen Bevölkerung sind nicht nur bemerkenswert durch ihr hohes Alter; genauso fasziniert die Farbigkeit, Harmonie und expressive Kraft der meist kleinformatigen Wirkarbeiten, mit denen Tuniken und allerlei Gebrauchstextilien verziert wurden. Mönche, Engel, Reiter, Eroten, Adler, mythische Tiere, florale und geometrische Ornamente – frühe Textilkunst im Grenzbereich zwischen Occident und Orient. Begeisternd und ungewöhnlich eine Wirkarbeit aus dem 2/3.Jhrdt mit der Darstellung von Fischen. Eleganz, handwerkliche Ausführung und Farbharmonie machen diese frühe Tapisserie aus dem Louvre zu einem herausragenden Textiikunstwerk (Kat-Nr.394). Der Katalog mit dem Schwerpunkt sehr früher Textilien aus der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends ist eine hervorragende Ergänzung zum Katalogbuch der Ausstellung in Genf/Paris 1993/94 „Tissus d’Egypte“, das die spätere Zeit vom 8. bis zum 15. Jahrhundert behandelt. Sehr empfehlenswert!

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