Soieries Bouddhiques Chinoises (Chinese Buddhist Silks

Autor/en: Krishna Riboud (Hrsg)
Verlag: A.E.D.T.A.
Erschienen: Paris
Ausgabe: Folio Mappenwerk
Preis: 375.– französische Franc
Kommentar: Michael Buddeberg, April 1997

Besprechung:
Band 2 der „Portfolio-Edition“ der A.E.D.T.A. ist einer Gruppe früher chinesischer Textilien gewidmet, die eng mit dem Buddhismus verwoben sind. Gewiss haben Textilien im buddhistischen Ritual, in der Kleidung von Mönchen und Priestern und bei der Ausstattung von Klöstern und Tempeln immer schon eine wichtige Rolle gespielt; frühe Skulpturen lassen dies jedenfalls vermuten – erhalten blieb von diesen Textilien so gut wie nichts. Im alten China, das schon vor ca 5000 Jahren die Seide entdeckt hatte, war das nicht anders. Schon in vorbuddhistischer Zeit war die Seidenproduktion eng mit religiösen Vorstellungen und Ritualen verbunden. Die Seidenraupe genoß göttliche Verehrung und Seidengewänder waren Bestandteil des Begräbniskultes. So ist es naheliegend, daß auch der Buddhismus, seine Ideen, seine Symbole und seine Ikonographie die Produktion, Gestaltung und Verzierung chinesischer Seiden über Jahrhunderte hinweg geprägt hat. Bis vor einigen Jahren war wenig davon bekannt. Der Tempelschatz von Nara/Japan, die Textilfunde von Aurel Stein und Paul Pelliot in Dunhuang und einzelne Stücke in europäischen Kirchenschätzen waren nur wenigen zugänglich. Inzwischen aber sind aus tibetischen Klöstern, von den Hochplateaus des Himalaya, eine erstaunliche Anzahl früher chinesischer Textilien in den Westen gelangt, Wandbilder, Banner, Altardecken, Buchumschläge, gewebte, gewirkte und vor allem bestickte Textilien. Sie alle sind direkt vom Buddhismus inspiriert und sind Zeugnis einer hohen Blüte der textilen Künste. Die Publikation der AEDTA über buddhistische chinesische Seiden des 14. bis 18. Jahrhunderts dokumentiert diese Textilien auf höchstem Niveau sowohl hinsichtlich der einführenden Texte, der Beschreibung und der Analyse der 26 vorgestellten Stücke und – last not least – der Abbildungsqualität. Im zentralen Essay werden von Myrna Myers der Weg des Buddhismus von Indien nach China und die Wandlungen dieser Religion auf diesem Weg dargestellt, seine wichtigsten Symbole, der rituelle Gebrauch von Textilien und schließlich die vielfältigen textilen Techniken. Von den 26 vorgestellten Seiden sind die meisten Stickereien, vielfach mit Goldfäden, ein paar wunderschöne, wenn auch relativ späte (17./18.Jhrdt.-Quing-Dynastie) Kesi-Wirkarbeiten und Brokate. Die meisten der Stücke stammen aus der Zeit der Ming-Dynastie, eines der reizvollsten Motive – tanzende Kinder auf Lotos-Blumen – datiert sogar noch in die Yuan-Dynastie. Aufregend schließlich und besonders sorgfältig dargestellt mit einem Aufsatz von Jaquelin Simcox und instruktiven Makro-Fotos und Zeichnungen ist die erst vor zehn Jahren als eigenständige, komplizierte Stickereitechnik erkannte Arbeit des „needle-looping“, die etwa von der späten Song- bis zur Ming-Dynastie ausschließlich in buddhistischen Textilien zur Anwendung kam. In diesen Stickereien mitverarbeitetes vergoldetes Papier gibt einen überraschenden Effekt und die in dieser Technik ausgeführten Blumendarstellungen gehören zu den schönsten bekannten Beispielen chinesischer textiler Kunst. Ob Blumen oder Kinder, Phönix oder Drachen, jede einzelne Seide in diesem Buch ist Teil der Geschichte des Buddhismus in China und sichtbarer Ausdruck der Schönheit sowohl des Materials als auch des geistigen Gehalts.

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