Usbekistan – Erben der Seidenstrasse

Autor/en: Johannes Kalter, Margareta Pavaloi (Hrsg)
Verlag: Linden Museum, Edition Hans-Jörg Mayer
Erschienen: Stuttgart, London 1995
Ausgabe: Broschur
Preis: DM 54.– an der Museumskasse
Kommentar: Michael Buddeberg, Januar 1996

Besprechung:
Bis zum 16. Mai 1996 wird das Lindenmuseum in Stuttgart das Mekka der Freunde Zentralasiens sein. Dann erst schließt diese schon im November 1995 eröffnete, außerordentlich reiche, mit über 1000 Exponaten bei einem einmaligen Besuch gar nicht voll erfaßbare Ausstellung ihre Tore. Es bleibt der aufwendige und sehr empfehlenswerte Katalog, der nicht nur alle Objekte farbig abbildet sondern in zahlreichen gut lesbaren Beiträgen von der Blütezeit der alten Seidenstraße in antiker Zeit durch das vorwiegend islamische geprägte Mittelalter bis in die Gegenwart führt. Der thematische Schwerpunkt von Ausstellung und Katalog ist aber Turkestan zur Zeit der usbekischen Chanate – Buchara, Chiwa und Kokand – gewidmet. Hier tut sich – um es vorwegzunehmen – eine Fundgrube, besser noch, eine Schatzkiste an Textilien aller Art auf, wie sie in dieser Fülle und Vielfalt aus dieser fernen Region bisher nicht zu sehen und nicht veröffentlicht war. Dieser Reigen beginnt mit einem Beitrag von J.Kalter zu Aspekten der Reiterkultur mit – entsprechend der herausragenden Bedeutung des Pferdes für die Nomadenvölker aber auch die gutsituierten Städter -künstlerisch und handwerklich bedeutenden Reitertextilien wie Satteldecken, Schabracken und dergleichen. Es folgt ein weiterer Beitrag von J.Kalter über Wohnungen und ihre Einrichtung mit einer Fülle unterschiedlichster Textilien, Wandbehänge, Gebetsunterlagen, Decken, Zierbänder, Taschen und vieles andere mehr. Zu kurz kommen hier allerdings die bodenbedeckenden Textilien, nämlich Knüpfteppiche, Kelims und Bodenfilze, die jeweils nur in ein oder zwei Beispielen vertreten sind, ein beklagenswerter Mangel von Ausstellung und Katalog. Der umfangreichste Katalogbeitrag von Maria Zerrnickel gilt der textilen Kultur in Usbekistan und behandelt vor allem die wohl eigenwilligsten und auch bekanntesten Textilerzeugnisse diese Region, die Ikats und deren vielfältige Verwendung in der Bekleidung, vor allem in den prächtigen Männer- und Frauenmänteln. Ein anderer Höhepunkt der Textilkunst dieser Region sind die Suzani-Stickereien, die in zwei Beiträgen von G.Dombrowski und Gisela Helmecke ausführlich behandelt werden. Wegen der türkischen, chinesischen, persischen, arabischen und indischen Einflüsse, die in der Textilkunst Usbekistans zu einer neuen Einheit verschmelzen und doch noch erkennbar bleiben ein wichtiges Buch für den Freund asiatischer Textilien. (An der Museumskasse für DM 54.- zu erwerben).

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