Das Große Glück – Chinesische und Japanische Porzellane des 19. und 20. Jahrhunderts und ihre Vorläufer

Autor/en: Georg Weishaupt (Hrsg)
Verlag: Vertrieb über Nagel-Auktionen, POB 103554, 70030 Stuttgart, zzgl. EURO 10,– Versandkosten)
Erschienen: Weishaupt 2002
Seiten: 408
Ausgabe: fester illustrierter Einband
Preis: EURO 65.–
ISBN: 3-00-010306-6
Kommentar: Michael Buddeberg

Besprechung:
„Chinesische Porzellane des 19. und des 20. Jahrhunderts verdienen nichts besseres als ignoriert zu werden“, war noch vor gar nicht langer Zeit die weit verbreitete Meinung bei Händlern, Experten und Sammlern. Einer, der sich um dieses Urteil nicht kümmerte, ist der Sammler Georg Weishaupt, 1906 als Sohn eines Kunsthändlers geboren und als Unternehmer mit den nötigen Mitteln versehen, Kunst zu sammeln. Sein Interesse galt und gilt einem bis heute eher vernachlässigten Thema: chinesischen Antiquitäten und Porzellan aus der Spätzeit der imperialen Herrschaft in China. Mit diesem Sammelgebiet wurde Weishaupt zu einem Pionier in der Wertschätzung chinesischen Porzellans des 19. und des 20. Jahrhunderts. Ausstellungen und Kataloge der Sammlung Weishaupt im Frankfurter Museum für Kunsthandwerk und im Museum für Ostasiatische Kunst in Berlin haben der Fachwelt ein ganz neues Gebiet erschlossen. Ein weiteres Jahrzehnt intensiver Sammelleidenschaft ließen eine neue Sammlung entstehen, die nun mit einem opulenten Katalog vorgestellt wird. Weit über 400 Objekte chinesischen Porzellans, ergänzt um einige Stücke aus Japan, alles aus der Zeit vom späten 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts sind farbig mit den jeweiligen Marken abgebildet, genau beschrieben und mit Übersetzungen der zum Teil umfänglichen Inschriften versehen. Der Reigen kostbarer und qualitativ herausragender Stücke beginnt mit Waren für die kaiserlichen Paläste, mit Porzellan, das im kaiserlichen Auftrag für Ritual, Repräsentation aber auch für den täglichen Gebrauch hergestellt wurde. Parallel entstehen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Malschulen vor allem in der Porzellanmetropole Jingdezhen, die mit einer ganz neuen Farbpalette Teller, Schalen und Tassen bemalen und signieren. Szenen aus dem täglichen Leben, aus der Geschichte Chinas oder historische Personen, oft mit langen erklärenden Texten, sind die beliebtesten Sujets. Als am 12. Februar 1912 das kaiserliche Siegel unter das Abdankungsdekret gesetzt wurde, markiert dieses Datum auch den Endpunkt der kaiserlichen Porzellanproduktion in Jingdezhen und in anderen Porzellanzentren. Der kaiserliche Hof als zentraler Auftraggeber, der um die Jahrhundertwende immerhin jährlich noch um die 25.000 Stücke Porzellan geordert hatte, fiel weg. Man könnte meinen, dass damit auch die Zeit qualitätvoller Porzellane zu Ende ist. Doch schon der erste Präsident der Republik, Yuan Shikai, ordnete in Jingdezhen die Herstellung neuen Porzellans mit neuen Marken an und sorgte damit für eine neue Blüte chinesischer Porzellankunst. Das Porzellan erreichte im frühen 20. Jahrhundert eine beispiellose Güte im Hinblick auf Masse, die weiße Glasur, die Farbpigmente und die Brennmethoden. Von der künstlerischen Seite retteten die Literatenmaler nicht nur die Porzellanmanufaktur vor dem Zusammenbruch, sondern erhoben sie zu einem Zweig der feinen Künste. Diese Künstlerporzellane vor und nach 1911 bilden den zentralen Teil von Sammlung und Katalog, ergänzt um zahlreiche Beispiele für monochromes Porzellan, für traditionelle Dekore wie Drachen, Lotos, die Acht Unsterblichen oder die Kostbaren Dinge und viele andere mehr, und schließlich ergänzt um Beispiele von Exportporzellan für den japanischen, den europäischen und den südostasiatischen Markt. Mit den zwar knappen aber informativen Texten zu jedem Kapitel ist das Buch eine unerschöpfliche Fundgrube chinesischen Porzellans neuerer Zeit. (- mb -)

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