God is the Light of the Heavens and the Earth – Light in Islamic Art and Culture

Autor/en: Shaila Blair, Jonathan Bloom (Hresg.)
Verlag: Yale University Press
Erschienen: New Haven und London 2015
Seiten: XII, 364
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: GBP 50,00
ISBN: 978-0-300-21528-1
Kommentar: Michael Buddeberg, Januar 2016

Besprechung:
Das von seiner Hoheit Scheich Hamad bin Khalifa Al Thani, dem Emir von Qatar zusammen mit der Virginia Commonwealth School of Arts in Qatar begründete und seit etwa 10 Jahren im zweijährigen Turnus stattfindende „Hamad-bin-Khalifa“-Symposium zu Islamischer Kunst und Kultur ist seither wohl die ambitionierteste Veranstaltung ihrer Art. Das rührige Organisationsehepaar Sheila Blair und Jonathan Bloom, der jeweils ausgewählte Themenschwerpunkt und die Sachkunde der eingeladenen Referenten versprachen eine Bereicherung von Wissen und Erkenntnissen, die die Symposien und dann vor allem die sorgfältig editierten und opulent ausgestatteten Symposiumsbände mehr als erfüllten. Auch wenn in den letzten Jahren nicht alle Investitionen von Qatar die uneingeschränkte Zustimmung der Weltöffentlichkeit gefunden haben, so ist doch dieses von der „Qatar Foundation for Education, Science and Community Development“ gesponserte Event über jeden Zweifel erhaben.

Nach den hier bereits eingehend besprochenen Symposiumsbänden über das Wasser in der Islamischen Kunst und Kultur (Rivers of Paradise, 2009), über die Farbe (And Diverse Are Their Hues, 2011) und über das Objekt (God is Beautiful and Loves Beauty, 2013) liegt nun ein vierter Band über das Licht in der Islamischen Kunst und Kultur vor. Das ihm zugrunde liegende Symposium hat im November 2013 in Palermo stattgefunden. Es war, so kann man eigentlich sagen, die nachgeholte Eröffnungsveranstaltung zu den bisher veranstalteten Symposien zu Islamischer Kunst und Kultur, denn das Licht ist die Voraussetzung für jegliche Wahrnehmung und Rezeption materieller Kultur. „Es werde Licht“ steht nicht von ungefähr am Anfang der biblischen Schöpfungsgeschichte (Mose 1.1), und diese monumental-schlichte Metapher findet ihre poetische Entsprechung in der titelgebenden Sure 24.35 des Koran „Gott ist das Licht des Himmels und der Erde“. Damit ist eigentlich alles gesagt und es ist für den Leser des Symposiumsbandes umso spannender, zu entdecken, welche ungewöhnlichen und bisher in der Literatur kaum behandelten Bereiche durch dieses Generalthema erschlossen werden. Mit dem Titel „Licht und Dunkelheit“ beleuchtet Elaheh Kheirandish die Geschichte der frühen Optik, die Geschichte einer Wissenschaft, die ihre wesentlichsten Impulse aus der arabisch-islamischen Welt erhielt. Von der Optik ist es nicht weit zur Fotografie, die zwar als eine Erfindung des Westens gilt, die aber unter der Sonne der Orients rasch bessere Ergebnisse brachte als unter dem grauen, wolkenverhangenen Himmeln Europas. Ali Behdad berichtet über die Rolle der Photographie im qajarischen Iran, während Shirin Neshat das gesamte Spektrum moderner visueller Techniken für aktuelle politische und gesellschaftskritische Themen einsetzt. Auch in der Architektur ist Licht ein wesentlicher Gestaltungsfaktor, dargelegt von Robert Hillenbrand und vertieft von Abdallah Kahil am Beispiel mamlukischer Architektur mit Ausblicken auf Kunstgewerbe aus Metall und Glas. Mehr noch als Glas ist Bergkristall ein Material, das durch seine Einschlüsse und kristallinen Brechungen vom Licht lebt. Anna Contadini gibt einen Überblick über die einzigartigen Bergkristallarbeiten, vorwiegend Wasserkrüge, die im fatimidischen Ägypten (969-1171) entstanden. Dass auch Keramik, wenn sie nur fein genug, dünnwandig und reliefartig gestaltet ist, lichtdurchlässig wird und besondere Lichteffekte birgt, beschreibt Oliver Watson anhand zahlreicher durchleuchteter Beispiele. Schließlich belegt eine Exegese von William A. Graham, dass das Licht im Koran auch über die bereits erwähnte, berühmte Sure hinaus ein wichtige und vielfältige Rolle spielt, und so ist es auch nicht erstaunlich, dass die persischen Dichter, vor allem die berühmten Mystiker des 13. Jahrhunderts, Rumi und Saadi und andere, in ihren Poesien dem Licht vielfach Referenz erweisen (Wheeler M. Thackston). Barbara Brend und Susan Stronge erörtern die differenzierte Rolle von Licht und Schatten in der persischen Miniaturmalerei und das Licht, das als Glorienschein jedes Portrait des Kaisers Jahangir umgibt. Hakan Karateke schließlich bringt mit seinem Beitrag über die opulenten Feuerwerke osmanischer Feste und die schon damals hoch entwickelte Pyrotechnik Licht auch in das Dunkel der Nacht. Ein großes und wichtiges Buch, das zusammen mit den drei bereits erschienenen Symposiumsbänden ein schillerndes Kaleidoskop islamischer Kunst und Kultur bildet.

Im November 2015 hat, wiederum in Doha, unter dem Titel „By the Pen and What They Write“ das sechste „Hamad-bin Khalifa“-Symposium stattgefunden, das islamischen Inschriften, Typographie und Kalligraphie, der Schrift in der Architektur, dem Papier, dem Bucheinband und weiteren Themen rund um die Schrift gewidmet war. Dem Symposiumsband im Herbst 2017 kann man schon heute mit Spannung entgegensehen.

Print Friendly, PDF & Email