Stars of the Caucasus – Silk Embroideries from Azerbaijan

Stars of the Caucasus – Silk Embroideries from Azerbaijan

Autor/en:        The HALI Publication Team (Hrsg)

Verlag:           Hali Publications Ltd.

Erschienen:    London 2017

Seiten:            226

Buchart:         Hardcover

Preis:              GBP 65,00

ISBN:            978-1-898113-59-1

Kommentar:  Michael Buddeberg

 

Besprechung:

 Die Idee zu diesem Buch wurde im November 2015 geboren. Alberto Boralevi und Asli Samadova stöberten in ihrer Funktion als Mitglieder des Organisationskomitees für die Fünfte Internationale Konferenz über Aserbaidschanische Teppiche, die für den Herbst 2017 geplant war, auf der Suche nach Exponaten für eine die Konferenz begleitende Ausstellung im Depot des Azerbaijan National Museum of Art. Die Überraschung war groß als sie dort zwei bis dato unbekannte Seidenstickereien aus dem 18. Jahrhundert fanden, die ganz offensichtlich zu einer Gruppe bisher wenig erforschter aber sehr attraktiver Textilien gehören, wie sie aus dem Victoria & Albert, dem Textile Museum und aus verschiedenen privaten Sammlungen bekannt sind. Schnell war klar, dass diese spannende Gruppe textiler Kunstwerke nicht nur ein wichtiges Thema in der Konferenz sein sollte, sondern auch der dominierende Gegenstand der begleitenden Ausstellung und eines Buches, das erstmals den Versuch unternimmt, diese Seidenstickereien nach ihrem Alter und ihrer genauen Herkunft zu bestimmen und vor allem ihren ethnischen und kulturellen Kontext zu untersuchen. Es verdient Bewunderung, wie in der kurzen Zeit von der Idee bis zur Präsentation des Buches in Baku im Oktober 2017 eine solch fundierte Publikation mit Beiträgen namhafter Experten und Abbildungen und Beschreibungen eines großen Teils der ca. dreihundert bekannten Exemplare der Gruppe gelingen konnte. Dafür ein Kompliment an das Hali Publication Team und an Alberto Boralevi und Asli Samadova als Initiatoren dieses Projekts.

Zehn Kapitel oder besser Essays erschließen das Thema und ich möchte dem Beitrag von Michael Franses mit dem Titel „Safavid Style Domestic Embroideries from Historical Azerbaijan, 1550-1800“ den Lorbeer geben. Dies nicht nur wegen der klaren Beweisführung für die höfisch-safawidischen Vorbilder der frühen, das heißt aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammenden Stickereien, sondern wegen der klärenden Worte zur Herkunftsbezeichnung „aserbaidschanisch“. Der Staat Aserbaidschan, wie er heute auf der politischen Weltkarte erscheint und inzwischen knapp einhundert Jahre alt ist, unterscheidet sich von der gleichlautenden Zuschreibung, wie sie in dem Buch verwendet wird. Aserbaidschan oder aserbaidschanisch im Sinne des Buches bezieht sich nicht auf den Staat sondern auf die turkstämmigen Azeri, die in der Republik Aserbaidschan, die aber auch in Georgien, in Dagestan und zu einem sehr großen Teil in den nordwestlichen Provinzen des Iran leben. Geographisch gehört das alles zum Kaukasus also zu der Gebirgsregion zwischen dem Schwarzen Meer und der Kaspischen See und die Herkunft der von dort stammenden Teppiche und Textilien kann man daher, so wie das überwiegend und seit jeher gehandhabt wird, durchaus korrekt mit „kaukasisch“ bezeichnen. Die Aserbaidschani, die ihre nationale Identität zu einem wesentlichen Teil über ihre textile Tradition definieren, sehen das anders und so wurde die Herkunftsbezeichnung gleichsam zu einem Thema der politischen Korrektheit, zu einem Politikum. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Knüpfteppich, Shasavan, 19. Jh., 82×90 cm, Privatsammlung Baku

Es ist das Verdienst der Herausgeber und Autoren, die weltweit in Museen und privaten Sammlungen verstreuten Stickereien, meist mit der indifferenten Herkunftsangabe „persisch“ bezeichnet, als Gruppe erkannt, zusammengefasst und den Versuch unternommen zu haben, diese Stickereien geographisch, historisch und chronologisch in ihren geschichtlichen und textilen Kontext einzuordnen. Den Rahmen hierfür schafft Murray Eiland III, der in seinem Beitrag mit einer weit zurück reichenden Geschichte der Region die Basis dieser textilen Tradition aufzeigt. Der Kaukasus, durch Lage und Gestalt seit jeher und bis heute sowohl Brücke wie auch Grenze zwischen Ost und West und mit seinen oft schwer zugänglichen Bergregionen und Talschaften ein Rückzugsgebiet für zahlreiche Stämme und Kulturen ist ein reiches Schatzhaus gewebter, geknüpfter und gestickter Textilien. Penny Oakley stellt sich der schwierigen Aufgabe, die fern von höfischen Werkstätten oder städtischen Manufakturen im häuslichen Bereich entstandenen Stickereien stilistisch zu kategorisieren. Der achtstrahlige Stern, der dem Buch auch den Namen gab, ist eine der Konstanten des kaukasischen Design. Irina Koshoridze aus Tiflis beschäftigt sich in ihrem Essay mit Russlands Beitrag im 18. und 19. Jahrhundert, das vor allem die Produktion und den Gebrauch von Seide gefördert und damit einen wesentlichen Anteil an dieser textilen Tradition hat. Das Textile Museum in Washington und das Londoner Victoria & Albert besitzen nach Umfang und vor allem Qualität bedeutende Sammlungen dieser kaukasischen Stickereien. Sie werden von den Kuratoren dieser Museen, Sumru Krody (TM) und Moya Carey (V&A) vorgestellt. Bemerkenswert ist hier, dass Sir Purdon Clarke, später selbst Direktor des Victoria & Albert, schon im Jahre 1874 den Grundstock für diese Sammlung „Iranian Embroideries“ legte. Jennifer Wearden erläutert die Vielfalt und die technischen Details dieser Stickereien und Brian Morehouse untersucht schließlich die Parallelen des Designs von Stickereien und Teppichen und versucht eine Antwort auf die Frage: „Was war zuerst, Teppich oder Stickerei?“ Die Frage ist natürlich rein rhetorischer Art, doch immerhin scheinen Stickereien des 17. und 18. Jahrhunderts Muster vorwegzunehmen, die dann im 19. Jahrhundert als Teppichdesign wiederkehren. “Stars of the Caucasus“ ist ein ausgesprochen schönes, sorgfältig herausgegebenes und vor allem wichtiges Buch, an dem Liebhaber und Sammler kaukasischer Textilien und Teppiche nicht werden vorbeigehen können.

Die ICOC (International Conference on Oriental Carpets) hat wesentlich zum Niveau und Gelingen der Konferenz in Baku beigetragen. Ihr steht ein begrenztes Kontingent von „Stars of the Caucasus“ zur Verfügung, das zum Sonderpreis von € 45,00 zzgl. Porto und Verpackung abgegeben werden kann. Bestellungen an info@preetoriusstiftung.de werden nach der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet. Die Auslieferung wird voraussichtlich Mitte Februar erfolgen.

 

 

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