Melk en Bloed – Erlesenes Porzellan aus dem Reich der Mitte

Melk en Bloed – Erlesenes Porzellan aus dem Reich der Mitte

Autor/en:       Daniel Suebsman

Verlag:           Ostfriesisches Teemuseum

Erschienen:    Norden 2018

Seiten:            124

Buchart:         Broschur

Preis:              € 14,80

ISBN:             978-3-9819760-0-7 (deutsch); 978-3-9819760-1-4 (englisch)

 

Kommentar:  Michael Buddeberg

 

Im niederländischen und niederdeutschen Sprachgebrauch wird ein gesund und frisch aussehendes Gesicht „ein Gesicht wie Milch und Blut“  oder eben „Melk en Bloed“ genannt. Dass diese niederländische Bezeichnung ein seit langer Zeit eingebürgerter Terminus für einen ganz bestimmten Dekortyp chinesischen Exportporzellans ist, dürfte auch unter Liebhabern und Sammlern chinesischen Porzellans nur wenigen bekannt sein. Kein Wunder denn der Dekor ist selten, das so dekorierte Porzellan wurde nur für kurze Zeit im frühen 18. Jahrhundert in China produziert und es war auch nicht die international tätige Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC), die dieses Porzellan importierte, sondern private niederländische Händler, die diese Ware überwiegend lokal in den niederländischen Provinzen Friesland und Groningen vertrieben. Und – erstaunlich genug – es gibt weltweit keine Monographie und keinen umfassenden Artikel, der sich diesem Dekortyp gewidmet hat.

„Gab“ muss man korrekterweise sagen, denn das Ostfriesische Teemuseum in Norden hat diesem „Melk en Bloed“ genannten Porzellan nicht nur eine repräsentative Ausstellung gewidmet (Mai 2018 bis Januar 2019), sondern auch einen Katalog herausgegeben, in dem Daniel Suebsman, Kurator für ostasiatisches Porzellan am Düsseldorfer Hetjens Museum, fachkundig berichtet, was man über „Melk en Bloed“ weiß, womit der monographielose Zustand ein für alle Mal der Vergangenheit angehört.

Genug nun der Geheimniskrämerei: „Melk en Bloed“ ist chinesisches Exportporzellan, dessen Dekor ausschließlich auf der Glasur in Eisenrot und Gold aufgetragen wurde. Es wurde in den ersten Dekaden des 18. Jahrhunderts, in der späten Regierungszeit das Kaisers Kangxi (1662-1722) und auch noch unter Kaiser Yongzheng (1723-1735) produziert und galt wohl weniger als Gebrauchs-, sondern vielmehr als Schauporzellan und ausgesprochenes Prunk- oder Repräsentationsporzellan, denn im Gegensatz zu dem mit Kobaltblau unter der Glasur dekorierten Blau-Weiß war der so kostbar wirkende Rot-Gold-Dekor nicht abriebfest. Dementsprechend sorgfältig und bedeutungsvoll ist die Malerei. Zu erwähnen sind hier vor allem Zierteller, dekoriert mit klassischen chinesischen Romanszenen, mit Episoden aus der chinesischen Geschichte oder mit Motiven, die europäischen Vorlagen entnommen sind. Die Begleittexte des Autors beschränken sich nicht auf die bloße Beschreibung der Stücke sowie auf wertvolle Hinweise zu Literatur und Vergleichsobjekten, sondern kommentieren die dargestellten Szenen, erklären ihre oft auch symbolische Bedeutung und den erzählerischen Inhalt der literarischen Vorlage. Teegeschirre, Vasen und Weinbecher sowie japanisches und Meißener Porzellan mit Rot-Gold-Dekor (als zum Beispiel: ein Teller aus dem Meißener Hofservice „Roter Drache“)  vervollständigen den Überblick über „Melk en Bloed.“

Dass diese Ausstellung stattfinden und die Monographie erscheinen konnte, ist einem norddeutschen Sammlerehepaar zu verdanken, das ca. fünf Dutzend Exemplare dieser seltenen Spezies zusammentragen konnte. Noch seltener und schon wegen der Menge pulverisierten Goldes, das für den Dekor aufgeschmolzen wurde, schon zur Zeit ihrer Herstellung nur für Wenige erschwinglich, ist eine kleine Gruppe großformatiger und in höchster Qualität bemalter Prunkporzellane. Zu diesen Wenigen zählte natürlich August der Starke, wovon heute eine dekorativ gestaltete Bogenwand in der im Dresdner Zwinger ausgestellten Porzellansammlung zeugt. In den alten sächsischen Inventaren sind diese Stücke nüchtern als „blanc et rouge“ bezeichnet. Um wieviel lebendiger ist da doch der Name „Melk en Bloed!“

Den kleinen aber feinen Katalog gibt es in einer deutschen und einer englischen Ausgabe („Melk en Bloed – Eyquisite Porcelain from the Middle Kingdom“). Zu beziehen über das Ostfriesische Teemuseum in Norden, (info@teemuseum.de).

 

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