Treasures from Mongolia – Buddhist Sculpture from the School of Zanabazar

Autor/en: Donald Dinwiddie (Hrsg)
Verlag: Anna Maria & Fabio Rossi
Erschienen: London 2005
Seiten: 64
Ausgabe: Illustrierte Klappenbroschur
Preis: € 60.–
ISBN: fehlt
Kommentar: Michael Buddeberg, März 2005

Besprechung:
Wenn sich am 16. Juni 2005 die Tore der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn zur Ausstellung “Das Weltreich der Mongolen” öffnen, werden eine Anzahl der Bronzen von Zanabazar aus den Museen von Ulan Bator erstmals in Deutschland zu bewundern sein. Man sollte sich diese Chance, buddhistische Skulpturen zu sehen, die zu den schönsten, jedenfalls zu den perfektesten gehören, die Menschenhand geschaffen hat, keinesfalls entgehen lassen. Zur Einstimmung auf dieses große Ausstellungsereignis ist ein ein schöner Katalog zu empfehlen werden, der 26 hinreißende Skulpturen aus der Schule Zanabazars vereint, allesamt noch nie zuvor publiziert oder ausgestellt. „Schülerarbeiten“ mag nun mancher fragen? Kein Grund zur Skepsis, denn man vermutet heute, dass Zanabazar (1635-1723) den Guß von Figuren in seiner Werkstatt stets persönlich überwacht und wohl auch häufig selbst mit Hand angelegt hat. Dem Meister selbst werden allerdings nur etwa 40 Skulpturen zugeschrieben, die sich heute in den Museen von Ulan Bator befinden. Diese 40 wurden in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts vor der radikalen Zerstörung nahezu des gesamten mongolisch-buddhistischen Kulturgutes von einer kommunistischen Kommission aus dem Gesamtschaffen Zanabazars ausgewählt. Sie sind leider nur ein kleiner und sehr subjektiver Ausschnitt aus dem einstmals reichen Werk Zanabazars, das vermutlich die gesamte lamaistischen Ikonographie abgedeckt hat. Sie enthalten insbesondere nicht die zornvollen Gottheiten, die die Kommission als hässlich oder gar teuflisch allesamt der Vernichtung überantwortete. Umso bedeutsamer ist, dass sich als Schülerarbeiten eine Anzahl dieser zornvollen Gottheiten erhalten haben, ein Vajrapani etwa, ein Hayagriva oder der Totengott Yama. Diese und in ihrem Ausdruck ebenso wie in der Perfektion der Ausführung von Schmuck, Faltenwurf und Vergoldung bezaubernd schöne Buddhas und Bodhisattvas, auch einige Stupas, werden von den auf hochwertige buddhistische Kunst spezialisierten Londoner Galeristen Anna Maria und Fabio Rossi, angeboten. Sie sind in dem Katalog, wie stets bei Rossi & Rossi, perfekt abgebildet und beschrieben. Lesenswert ist auch der einführende Text von Gilles Beguin, Konservator am Musée Cernuschi in Paris, der uns mit Zanabazar, einem der erstaunlichsten Menschen seiner Zeit, bekannt macht. Mit drei Jahren wurde der kleine Fürstensohn, unmittelbarer Nachkomme Dschingis Khans, als die Wiedergeburt des ein Jahr vor seiner Geburt in der Mongolei verstorbenen, hochverehrten tibetischen Lamas Tharanatha erkannt. Als Vierzehnjähriger reiste er nach Tibet, lebte in Lhasa im Potala-Palast und wurde vom Dalai Lama initiiert und in die geheimen Rituale des Buddhismus eingeführt. Zurück in der Mongolei wurde Zanabazar der religiöse Führer seines Landes, hatte Einfluß auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen, war Schriftsteller, Maler und Architekt und leistete als genialer Skulpteur einen wesentlichen Beitrag zur buddhistischen Kunst der Mongolei. Seine im Stil archaischen, der indischen Pala-Kunst und den Arbeiten der nepalischen Newari nahe stehenden Figuren sind in ihrer technischen Ausführung ebenso wie in der Eleganz des Dekors und dem Schimmern ihrer perfekten Vergoldung unübertroffen. Von den wenigen namentlich bekannten Künstlern buddhistischer Kunstwerke ist Zanabazar wohl der bedeutendste. Die wunderschönen Arbeiten seiner anonymen Schüler stehen dem kaum nach und machen Vorfreude auf die Präsentation von Zanabazars Originalen in Bonn und München. (Zu bestellen bei Rossi & Rossi Ltd., 13 Old Bond Street, London W1S 4SX, Fax: +44-20-73551806)

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