Tibet – Vom Mythos der Unendlichkeit

Autor/en: Robert C. Schmid, Oswald Bendl
Verlag: Verlag Holzhausen
Erschienen: Wien 1999
Seiten: 216
Ausgabe: Hardbound mit Schutzumschlag
Preis: DM 99.–
ISBN: 3-900518-84-X
Kommentar: Michael Buddeberg, Januar 2000

Besprechung:
Wären da nicht ungewöhnliche schöne und aussagekräftige Fotos, so müßte dieses Buch ohne weiteren Kommentar in die inzwischen lange Reihe beliebiger Tibet-Titel eingereiht werden. Doch mehr als 7 Dutzend hervorragende Aufnahmen, viele davon fast postergroß auf zwei der großformatigen Buchseiten gedruckt, vermitteln ein anschauliches Bild von der Schönheit und Faszination Tibets, von der noch immer lebendigen Tradition aber auch von den Problemen mit einer ungeliebten Besatzungsmacht und von den Schwierigkeiten eines Landes, dem binnen weniger Jahrzehnte eine Entwicklung aufgezwungen wurde, die andernorts Jahrhunderte währte. Bemerkenswert vor allem sind die eindrucksvollen Portraits tibetischer Männer und Frauen, meist aus dem entlegenen und von Reisenden bis heute kaum besuchten Amdo und Kham. Es sind Fotos von Menschen, die noch heute ihre traditionellen Trachten besitzen und die ihren prachtvollen Schmuck und die pelzverbrämten Festtagsgewänder aus altem chinesischen Brokat stolz und selbstbewußt tragen. Es sind Menschen, wie sie Sven Hedin, Wilhelm Filchner oder William Rockhill wohl ebenso schon im alten Tibet gesehen haben. Andere Fotos zeigen das neue Tibet: Lastkraftwagen, die meterdicke Baumstämme abtransportieren, einen von stereotypen Wohnblocks umgebenen Potala-Palast, stil- und gesichtslose Betonbauten in der Weite tibetischer Landschaft aber auch Klöster im Wiederaufbau, Kinder auf der Schulbank, Bilder, die nachdenklich machen und den fragenden Blick eines bezaubernden Mädchenportraits in die ungewisse und unsichere Zukunft Tibets, mit dem die Bilderfolge endet, trefflich illustrieren. Man bedauert, daß nicht auf Kosten des begleitenden Textes, die Anzahl der Fotos verdoppelt oder verdreifacht wurde. Denn der Text bringt nicht nur nichts Neues, sondern er hält zumeist, was der Titel verspricht: Er schürt den Mythos Tibet, er beschwört das Shangri La und er kommt auch dort, wo sachliches Wissen vermittelt wird, mit einem Pathos daher, der mehr schadet als informiert. Nur dort, wo eigenes Erleben geschildert wird, etwa bei der Darstellung eines Reiterfestes der Khampa, der Beschreibung von Tshechu-Tänzen, einer in Amdo beheimateten Abwandlung des Cham-Tanzes, oder bei der Schilderung der Mongol, das sind kamelzüchtende Nomaden mongolischer Herkunft im Norden von Amdo, kann der Text dem Niveau der dazugehörigen Fotos einigermaßen standhalten. Als Geschenkband für den Anfänger, als Einstiegsdroge oder als Anregung für Fotofreaks bedingt geeignet. (- mb -)

Print Friendly, PDF & Email